Für meine Webseiten verwende ich WordPress. WordPress ist ein freies Content Management System (CMS). WordPress kostet nichts. Das nennt sich Open source Software. Doch trotzdem sind WordPress Webseiten nicht gratis.
Gibt es nun kostenlose Webseiten oder nicht?
Im Gegensatz zu früher zahlt man nicht mehr die Programmierung einer Webseite, sondern die individuelle Anpassung. Das ist unterm Strich günstiger. Dadurch sind die Preise für Webseiten gesunken. Technik – Layout – Inhalt – Preis. Doch wie hängt das nun alles zusammen?
Im Teil 1 erkläre ich warum sich fertige Designvorlagen, sogenannte Themes lohnen. Inspiriert haben mich zu dieser Artikelserie die Fragen der Kolleginnen vom KKT e.V. München während unseres gemeinsamen Webseitenprojekts. Ich habe gemerkt wie schwierig es ist, einzelne Zusammenhänge so zu erklären, dass sie der Laie auch versteht.
Webseiten Design – Kleider machen Leute
Menschen, die sich mit Webseiten-Gestaltung nicht auskennen – ganz normale “User” also – beurteilen eine Webseite nach ihrem Aussehen. Ich finde aber, dass der Inhalt einer Webseite wichtiger ist, als das Design.
Und in Sachen Webdesign hat sich viel getan: In den Anfangsjahren der Webentwicklung waren Grafiker unerlässlich. Als es noch keine Content Management Systeme und keine Homepagebaukästen gab. (Warum man ein CMS auswählt oder nicht, über Technik generell, schreibe ich etwas im nächsten Artikel). Sie haben Vorstellungen der Kunden von Farben, Formen, das Corporate Design (CD) in Grafik umgesetzt. Heute sind fertige Designs so flexibel, dass auch ein individuelles CD per Knopfdruck umgesetzt werden kann.
Aktuell stehen alls auf Icons, Bilder und große Fotos
Webseiten werden vom Zeitgeist geprägt. Sie unterliegen der Mode wie eine Jeans oder ein T-Shirt. Im Moment fallen bei den Webseiten die großen Bilder auf, meist über die gesamte Bildschirmbreite. Schriften schieben sich über die Bilder (so genannte Parallax-Effekte), es werden viele Icons (kleine Symbole) benutzt, im Header befinden sich Slider (Bildschirmpräsentationen) und es werden Webeffekte eingesetzte. Icons bewegen sich, wenn man darüber fährt. Diese Elemente werden durch kurze (leicht erfassbare) Textelemente unterbrochen.
Während es “früher” ein no-go war, dass der User auf einer Webseite scrollen muss, gilt heute das genaue Gegenteil. Scrollen wird im Zeitalter von Smartphones und Tablets nicht mehr als lästig empfunden.
Auch die Breite einer Webseite hat sich verändert: Noch vor 5 Jahren waren die meisten Webseiten “als Box” gestaltet. Rechts und links, manchmal sogar oben und unten, war ein freier Rand. Heute nutzen die meisten Webseite die volle Seitenbreite (full width).
Der Markt der Webdesigner ist in Bewegung. Ständig entstehen neue Webdesign-Trends. Darauf haben sich Webentwickler eingestellt. Und WordPress ist ein riesiger Markt. Einige Webdesigner machen nichts anderes, als für WordPress-Webseiten fertige Layouts zu entwickeln. In Indien, Australien oder Österreich. Eine Design-Vorlage heißt bei WordPress Theme (sprich: thiem), plural: Themes.
WordPress hat einen riesigen Markt geschaffen. Deshalb gibt es für WordPress-Webseiten moderne, schicke Layouts von der Stange. Eine Anbieter-Plattform solcher Vorlagen ist der Themeforest von Envato. Ach so, und ein Theme kostet ca. 60 Euro. Und es gibt auch kostenlose Themes.
Sparen Sie Kosten und verwenden Sie ein fertiges Theme.
Manchmal geht es nicht ohne Grafiker. Große Unternehmen haben häufig spezielle Designwünsche, ein individuelles Corporate Design. Doch für Otto-Normal-Unternehmer, Praxisinhaber oder Freiberufler, die WordPress nutzen wollen, ist eine fertige Vorlage preiswerter. Ich sage immer, wer 10% seiner individuellen Designvorstellungen aufgibt, spart 50% der Webseitenkosten. (Sorry liebe Webdesigner!)
Exkurs Webdesign: Was ist eigentlich ein Webdesigner?
Die Begrifflichkeiten verschwimmen heutzutage. Ein Webdesigner ist für mich jemand, der das Aussehen einer Webseite programmieren kann. Er hat also graphische und technische Fähigkeiten. Wenn er das nicht kann, sondern nur das Bild anfertigt, dann ist das ein Grafiker ohne technische Kompetenz. Ein Webentwickler kann Grafik in Code umwandeln, ist aber eher auf die Funktionen einer Webseite fokussiert, also eher auf das große Ganze. Wobei man Webentwickler und Webdesigner durchaus auch synonym verwenden kann. Ich bin zum Beispiel gar nichts. Ich konzipiere Webseiten inhaltlich. Dazu brauche ein gutes Auge, um die Inhalte optisch ansprechend aneinander zu setzen. Und ordentlich Geduld. Trotzdem bin ich weder Webdesigner, noch Webentwickler und schon gar kein Grafiker. Ich würde mich als Web-Konzepter bezeichnen, weil ich das “große Ganze” einer Webseite betrachte (und mir übrigens für die Teilbereiche, die ich nicht abdecken kann, Hilfe hole.)
Layouts von der Stange und trotzdem individuell
Nun braucht man keine Angst zu haben, dass die WordPress-Webseite dann so aussieht, wie hundert andere WordPress-Seiten.
Denn WordPress ist die weltweite Nummer Eins der Content Management Systeme. Das bringt für uns einige Vorteile: Für WordPress gibt es tausende moderne Layout-Vorlagen. Und es gibt hunderte fertige Plugins (Anwendungen).
Bei den Themes ist für jeden Geschmack etwas dabei. Es gibt thematische Themes, z.B. zum Thema Gesundheitswesen, Tourismus, Fotografie oder die so genannten Multi-Purpose-Business-Themes. Sie könenn für alle möglichen Business-Webseiten verwendet werden. In den Kinderjahren von WordPress stand der Blog als zentrales Element im Vordergrund. Und auch die Themes waren auf Blogger ausgerichtet. Inzwischen hat sich WordPress als Content Management System auch für Firmenwebseiten etabliert. Der Blog ist nur noch ein Teil der Website. Und so gibt es jetzt viele Vorlagen, die speziell für Unternehmen, Praxen und Selbstständige, aber auch für Charity Projekte ausgelegt sind.
Und noch ein Aspekt spricht für fertige WordPress Themes: Wenn etwas neu programmiert wird, treten in der ersten Zeit Fehler auf. Das ist normal. Erst nach und nach kommen alle Funktionen zum Einsatz. Erst wenn die Fehler auftreten, können sie beseitigt werden. Es dauert also eine Weile, ehe eine Programmierung sicher läuft, egal ob eine Software oder eine Webseite. Und das kann man sich sparen, wenn man ein Weblayout von der Stange kauft: Die größten Fehler sind bereits gefunden.
Wie finde ich das passende Theme?
Genau das ist selbst für mich nicht immer einfach. Ich suche zuerst bei Envato. Dort kann man sich die Themes als life preview (Vorschau) anschauen. Man darf sich nicht blenden lassen. Die Theme-Entwickler nutzen professionelle Fotos, die man selber unter Umständen (noch) nicht hat. Man muss versuchen, sich die Webseite ohne die benutzten Fotos vorzustellen. Für Laien gar nicht so einfach.
Meinen Kunden unterbreite ich i.d.R. 1-3 Theme-Vorschläge, die meiner Ansicht nach zu den Anforderungen passen. Das ist Teil des Angebotes. Ein Hilfe sind auch die Bewertungen anderer Käufer.
Viele der Themes sind auf die wichtigsten Plugins (Funktionen) von WordPress abgestimmt. Wer also einen Webshop einrichten will, sollte ein Theme auswählen, dass bereits für die Funktionen vom Plugin WooCommerce ausgelegt ist. Was ein Themes kann und für welche Plugins es geeignet ist, wird von den Webentwicklern des Themes meist recht gut beschrieben. Allerdings kommt der Laie da schnell an seine Grenzen.
Das Websdesign ist die geschickte Anordnung der Elemente.
Trotz aller Beschreibungen und Bewertungen ist ein gekauftes Theme immer eine Blackbox. Welche Einstellungen möglich sind und welche Inhaltselemente vorhanden sind, das sieht man meist erst, wenn das Theme installiert ist.
Die modernen Webseiten-Vorlagen beinhalten meistens einen visuellen Webbuilder, wie den Visual Composer oder den Elementor. Diese Plugins ermöglichen die “moderne” Darstellung der Inhalte. Texte, Bilder, Icons, Animationen und eingebundene Videos können besser angeordnet werden. Und genau diese Anordnung der Designelemente ist das, was heute Geld kostet. Was ganz einfach aussieht, dauert meistens Stunden. Und da es immer mehr Inhaltselemente gibt und immer mehr Einstellungsmöglichkeiten, steigt auch die Zeit, die man für das Einstellen benötigt. Deshalb ist selbst bei großer Sorgfalt nicht alles bis ins kleinste Detail zu kalkulieren. Vor allem wenn man gebeten wird noch schnell eine Abstand zu ändern, oder ein Bild, oder ein Icon auszutauschen etc. Schnell summieren sich die Minuten zu Stunden.
“Webdesign” mit WordPress ist also die “optimale” Einstellung und Anordnung der Inhaltselemente. Ohne meine Fähigkeiten in den Vordergrund zu rücken: Wer heute Webseiten “gestalten” will, muss wissen, wie Inhalte userfreundlich aufbereitet werden. Was ist wichtig? Mit welchen Elementen kann man den Blick des Users auf bestimmte Inhalte richten? Wie erstelle ich Inhalte so, dass Sie auch gelesen werden? Was muss ich tun, dass der User auf diesen oder jenen Button klickt.
Dabei sollte man das “Technisch-machbare” im Hinterkopf haben, an Google denken und Texte schreiben können. Der Konzepter einer WordPress Seite ist also kein Designer im herkömmlichen Sinne mehr, sondern jemand, der inhaltsbasiert denken kann.
Kosten und Folgekosten einer WordPress Webseite
Wenn man die Standard-Lizenz für ein WordPress-Theme erwirbt, darf man es herunterladen und für eine Webseite nutzen. Meistens beinhaltet der Kaufpreis 6 Monate Support. Auch wenn ein Themes fertig ist und bereits verkauft wurde, arbeiten die Entwickler weiter daran. Immer wieder ergeben sich kleinere Bugs (Fehler) oder Sicherheitslücken werden geschlossen. Das ist ganz normal. Wer ganz sicher gehen will, verlängert den Support für das gekaufte Theme.
Wie oben beschrieben, kostet so ein fertiges Webdesign ca. 60 Euro. Meistens werden andere Plugins mitgeliefert, z.B. ein Slider oder das Webbuilder-Tool Visual Composer. Da ist Vorsicht geboten. Zwar dürfen die Plugins auch nach Ablauf der “normalen” Lizenzperiode verwendet werden, aber sie werden nicht mehr aktualisiert und erscheinen im Backend (im Administrator-Bereich) rot. Manchmal lohnt es sich die Plugins im Nachhinein zu erwerben unter anderem deshalb, weil neu erkannte Sicherheitslücken durch regelmäßige Aktualisierungen geschlossen werden.
Layout für WordPress Webseiten: Kann man wirklich alles anpassen?
Auch wenn in den modernen Themes viele Einstellungen möglich sind, kann man nicht alles per Knopfdruck individualisieren.
Der Header hat zum Beispiel 5 Einstellungsoptionen. Wem die nicht gefallen, der hat Pech gehabt. Oben habe ich davon geschrieben, dass 10% der Designwünsche nicht realisierbar sind.
Das stimmt nur zum Teil. Denn es gibt natürlich die Möglichkeit, dass ein fertiges Theme “umgestaltet” wird. Das erfordert “Programmierkenntnisse”. Eine Veränderung oder Erweiterung bestehender Webseiten-Layouts wirkt sich auf den Gesamtpreise der Webseite aus. Darum sollte man sich genau überlegen, ob Designänderungen wirklich notwendig sind.
Bekanntlich lässt sich über Geschmack streiten. Deshalb sollten individuelle Designwünsche immer überprüft werden. Steht der Nutzen im Verhältnis zu den Kosten?
Unterm Strich bin und bleibe ich ein großer Fan von fertigen Webseiten-Layouts.Ich hoffe, dass ich mit diesem langen Text etwas Licht ins Dunkel bringen konnte.
Hier finden Sie einige Webseiten-Projekte die ich mit WordPress unter Verwendung eines fertigen Layouts konzeptioniert habe.